
Der Flächenverbrauch in Bayern ist gigantisch. Über 13 Hektar werden jeden Tag neu zubetoniert. Wir als Grüne arbeiten gerade mit dem Bund Naturschutz an einem Volksbegehren mit dem wir den Flächenfraß nach österreichischem Vorbild deutlich reduzieren wollen: Auf nur noch maximal Maximal 4,7 Hektar am Tag wollen wir in einem ersten Schritt den Flächenverbrauch in Bayern deutlich eindämmen. Es ist überfällig, dass dieses Thema auf die Tagesordnung kommt. Es ist gut, dass die Grünen in Bayern dazu ein Volksbegehren anstreben. Damit drehen wir die fatale und verantwortungslose Logik der CSU im bayerischen Landesentwicklungsprogramm um, das weiterhin Beton und Flächenversiegelung als Allheilmittel preist.
Bei diesem Thema werden wir Erfolg haben, wenn wir die Menschen, die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen, wenn wir sie für uns gewinnen. Es ist absehbar, wie die CSU, unsere Bayerische Betonierpartei, damit umgehen wird: „Die Grünen wollen wegen ein paar Wiesenbrütern den Gemeinden jede wirtschaftliche Entwicklung und den Familien die Chance auf ein Eigenheim nehmen.“ Das werden sie sagen. Und darauf müssen wir uns einstellen.
Aber ungebremster Flächenverbrauch ist mitnichten nur ein ökologisches Thema. Es ist genauso eine ökonomische und soziale Katastrophe! Das müssen wir herausstellen und zuspitzen!
Die Erschließungskosten für immer mehr Gewerbe- und Baugebiete auf der Grünen Wiese werden viele Gemeinden in den nächsten Jahrzehnten finanziell erdrosseln. Neue Baugebiete sind selbst in Ballungsgebieten fast immer ein Zuschussgeschäft, auch auf lange Sicht.
Immer mehr Immobilien weit über den Bedarf hinaus entwerten außerdem den Bestand: Die vermeintliche Freiheit, das Traumhaus vom Bauträger auf der Grünen Wiese zu kaufen, wird damit bezahlt, dass die Bestandsimmobilien in den Siedlungen, in den Ortskernen allenfalls noch für einen Appel und ein Ei weiterzuverkaufen sind. Menschen, die sich die Raten für den Baukredit jahrzehntelang vom Mund abgespart haben, sehen ihre Lebensleistung entwertet. Wer soll eigentlich noch ein Haus aus den siebziger Jahren energetisch sanieren, wenn nebendran der Neubau mit KfW-Förderung auf die jungen Familien wartet?
Das Schlimmste am Flächenfraß aber ist, dass er uns alle immer noch mehr vom Auto abhängig macht. Die Ortskerne verwaisen, also braucht man zum Einkaufen ein Auto, um in den Großmarkt an der Bundesstraße zu kommen. Die Ärzte sind auch nicht mehr in der Innenstadt, sondern ziehen ins schicke neue Ärztezentrum draußen im Gewerbegebiet neben der Tankstelle und der Bäckereifiliale. Da kommt man aber mit dem Rollator nicht hin. Und die jungen Familien, die heute in die Neubaugebiete auf der Grünen Wiese ohne jeden Einzelhandel und ohne Nahverkehrsangebot ziehen, werden in einigen Jahrzehnten in der selben Situation sein, wie diejenigen, die heute mit über sechzig in den Bestandssiedlungen gefangen sind: Für immer angewiesen auf's Auto. Das Eigenheim, der wesentliche Vermögenswert, ist unverkäuflich. Also ist man gezwungen, im Haus zu bleiben, das längst zur Last geworden ist, weil es für den Kauf einer Wohnung in der Innenstadt finanziell nicht reicht.
Flächenfraß ist ein sozialer, ein wirtschaftlicher und ein ökologischer Irrweg! Es wird Zeit, das zu stoppen.